
Therapie von Long-COVID
Long-COVID, auch Post-COVID-Syndrom genannt, bezeichnet Symptome, die Wochen bis Monate nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion persistieren oder neu auftreten. Die Beschwerden sind vielfältig und reichen von Fatigue über Atemnot bis zu neurokognitiven Störungen und Schwindel. Eine erfolgreiche Therapie erfordert einen interdisziplinären und multimodalen Ansatz, der sowohl evidenzbasierte als auch ganzheitlich unterstützende Methoden integriert.
Therapieformen
Fatigue-Management
Eines der häufigsten und belastendsten Symptome ist die Fatigue, eine anhaltende körperliche und geistige Erschöpfung. Ziel des Fatigue-Managements ist es, Überlastung zu vermeiden und Energie gezielt einzusetzen. Hier haben sich Strategien wie das Pacing (kluges Energie-Management), Aktivitätsprotokolle sowie individuell dosierte Bewegungstherapien bewährt. Eine enge Begleitung durch erfahrene Therapeuten ist entscheidend, um Rückfälle durch Überforderung zu verhindern.
Ernährung und Stoffwechsel
Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle in der Beeinflussung der Stoffwechsellage und kann zur Verbesserung der körperlichen Regeneration beitragen.
Sympathische Dämpfung
Viele Long-COVID-Patienten zeigen eine Dysbalance im autonomen Nervensystem mit einer Überaktivität des sympathischen Nervensystems. Techniken zur sympathischen Dämpfung – also zur Förderung des Parasympathikus – sind daher zentral. Hierzu zählen Atemtechniken, vagusaktivierende Maßnahmen sowie gezielte Entspannungstechniken.
Atemtechniken
Atemtherapie ist besonders bei Atemnot, Kurzatmigkeit oder dysfunktionalem Atemmuster nach COVID-Infektionen wirksam.
Meditative Verfahren
Meditation und Muskelentspannung können helfen, die Stressantwort des Körpers zu regulieren, Schlafstörungen zu lindern und die emotionale Resilienz zu stärken. Studien zeigen, dass regelmäßige meditative Praxis das autonome Nervensystem harmonisieren und die Genesung fördern kann.
Rehabilitation bei Schwindel
Viele Patienten klagen über Schwindel – oft als Folge einer postinfektiösen vestibulären Dysfunktion oder einer autonomen Instabilität. Die Behandlung umfasst vestibuläre Rehabilitation, gezieltes Gleichgewichtstraining sowie bei Bedarf medikamentöse oder psychotherapeutische Unterstützung. Ein individuell abgestimmtes Training kann hier signifikante Verbesserungen bringen.
Evidenzbasierte Therapie und Leitlinien
Die Behandlung von Long-COVID sollte sich an aktuellen S3-Leitlinien und evidenzbasierten Empfehlungen orientieren. Diese betonen die interdisziplinäre Versorgung, die psychosomatische Begleitung und die Rolle der hausärztlichen Koordination. Es gilt, Überdiagnostik zu vermeiden, aber gleichzeitig Beschwerden ernst zu nehmen und systematisch zu behandeln.
Biofeedback und Neurofeedback
Biofeedback und Neurofeedback stellen innovative, nicht-invasive Verfahren dar, mit denen Patienten lernen, autonome Körperfunktionen wie Herzfrequenzvariabilität oder Hirnaktivität bewusst zu beeinflussen. Erste Studien deuten darauf hin, dass diese Methoden zur Reduktion von Fatigue, Angst, Schlafproblemen und Konzentrationsstörungen beitragen können. Die Anwendung sollte durch geschulte Fachkräfte erfolgen und idealerweise Teil eines multimodalen Therapieprogramms sein.
Die Therapie von Long-COVID erfordert Geduld, individuelle Anpassung und ein Zusammenspiel verschiedener Therapieansätze. Ein evidenzbasierter, strukturierter und ganzheitlich unterstützter Weg bietet den besten Rahmen zur nachhaltigen Genesung.